Chemieersatzgebäude TU Graz

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Ort

Graz

Status

Wettbewerb | europaweit offen

Auftraggeber

BIG Bundesimmobiliengesellschaft

Umfang

Wettbewerb

Umsetzung

Wettbewerb 2004

Beschreibung

1.    Entwurfsgedanken und Grundlagen

Ziel des Projektes ist es, ein kontextuelles Ensemble mit spezifischer Charakteristik und eigener Identität  zu schaffen.

Die städtebauliche Integration und die Einbindung in den bestehenden Kontext sind daher die bestimmenden Parameter für dieses Projekt.


1.1.    Erläuterung der Grundsatzüberlegungen für die Erstellung des Vorentwurfes

Um die Eigentümlichkeiten des Ortes erhalten zu können und bestehende Qualitäten weiterzuentwickeln und neu zu interpretieren, wird der Abbruch der oberirdischen Bauteile der bestehenden Hofeinbauten als zielführend erachtet.
   
Dadurch wird die Schaffung  einer Anlage mit durchgehendem, klar strukturiertem  Aufbau für ein Ensemble von langfristiger Gültigkeit möglich.

1.2.    Städtebauliche Gesichtspunkte

Die wesentlichen Elemente der städtebaulichen Integration in den Kontext sind die Gliederung der Volumen und das sinnvolle Einbeziehen bestehender Elemente.

Durch das Aufgliedern in einzelne Volumen ist es möglich, den Bestand strukturell und maßstäblich stimmig weiterzuentwickeln. Durch die gewählte Struktur (zentrales Atrium mit „Fingern“) stellt es sich selbstbewusst als „Neues“ neben den Bau der Neuen Technik, erweitert diesen mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie es zur „gestörten Ecke“ des Blockrandes, dem Park, vermittelt und diesen dadurch aufwertet und gleichsam in den Block hereinzieht.

Durch die beschriebenen Maßnahmen erhält der bestehende Innenhof einen klaren Abschluss, wird aber darüber hinaus in ein System aus differenzierten Außen- und Innenräumen (Atrium) integriert und dadurch wesentlich aufgewertet.

Erschließung und Parkierung werden auf einfache Weise in dieses Konzept sich im Spannungsbereich zwischen Park und Innenhof der „Neuen Technik“ bewegender Außenräumen integriert.

1.3.    Äußere Gestaltung

Durch die Ausbildung der Fassaden wird das System von „Fingern“ und Höfen von einer „homogenisierenden“ Schicht überzogen und in Zusammenspiel mit einer einheitlichen Gebäudehöhe zu einem Element gefasst. Die differenzierte Gestaltung der Fassaden in Büro- und Laborbereich (Zweischaligkeit, Fluchtbalkone) soll nicht so weit gehen, dass dadurch zwei vollkommen unterschiedliche Bereiche gekennzeichnet werden, sondern ist als Variation über das Thema (der glatten, homogenen) Glasfassade aufzufassen.

1.4.    Innere Gestaltung

Das Gebäude ist von seiner Struktur her so angelegt, dass jeder Gebäudeteil vom zentralen Atrium aus erreichbar ist und die Wegeführung kurz gehalten werden kann. Es dient dabei nicht nur als Foyer und horizontale Drehscheibe, sondern beinhaltet auch die beiden vertikalen Erschließungskerne, die trotzdem als klar einem der beiden Bereiche (Büro- oder Labor) zugeordnet erkennbar sind.
 
Insbesondere ab dem 2. Obergeschoss mit den unterschiedlichen Geschosshöhen in Büro- und Labortrakt ermöglicht das Atrium durch die sich spiralförmig aufschraubenden Rampen kurze und optimierte Wege zwischen den Laborräumlichkeiten und den zugehörigen, zum Teil auf unterschiedlichen Niveaus situierten, Büros.

Stadträumlich ist das Atrium so situiert, dass es an alle wichtigen Außenräume angebunden ist und somit in jeder Hinsicht optimal erreichbar.

1.5.    Veränderbarkeit

Den Aspekten von Veränderbarkeit und Variabilität wird einerseits durch die in allen Bauteilen gleichermaßen konsequent angewandte und somit in hohem Maße Nutzungsoffenheit bietende Typologie der Dreibündigkeit Rechnung getragen, andererseits durch die gewählte Bauweise einer Skelettkonstruktion mit Leichtbautrennwänden.

1.6.    Wirtschaftlichkeitsüberlegungen
           
Durch das Angebot einer in hohem Maße Nutzungsoffenheit bietenden Grundstruktur in Zusammenspiel mit der Verwendung nachhaltiger und dauerhafter Materialien und einer wirtschaftlichen Fertigteil- und Elementbauweise ist sowohl die Forderung nach ökologischem Handeln erfüllt als auch Wirtschaftlichkeit in hohem Ausmaß gegeben.

1.7.    Raum- und Funktionsprogramm

Die Forderungen des Raumprogrammes werden unter Berücksichtigung folgender Parameter erfüllt:

-    Zentrale Erschließung und somit optimale Übersichtlichkeit und Erreichbarkeit aller Funktionsgruppen im Gegensatz zu einer verdoppelten Erschließung im Leitprojekt.

-    Klare Trennung der einzelnen Funktionen (Büro, Labor) bei kurzen Wegen.

-    Anbinden der Büros an das universitäre System der „Neuen Technik“ und somit Herstellung einer Form von Nutzungsoffenheit.

-    Optimale Anbindung der studentischen Nutzungen (Ausbildungsflächen) an das Bestandsgebäude.

-    Klare, standardisierte Laborgrundrisse, insbesondere konsequente Anwendung der Dreibündigkeit.

1.8.    Beschreibung allfälliger rechtlicher, technischer und sonstiger Besonderheiten des Entwurfes

Aus den angeführten Gründen werden die bestehenden Hofeinbauten entfernt und die darin enthaltenen Räumlichkeiten im EG und 1.OG des westlichen Labortraktes ersetzt. Dieser Bereich kann vollkommen autark funktionieren.

Für die Berechnung der Dichte wird die Fläche der Ersatzbauten des Bestandes abgezogen. An der Dichte des gesamten Areals ändert sich dadurch nichts.


2.    Konstruktive und bautechnische Entwurfsbeschreibung


2.1.    Gebäuderohbau

2.1.1.    Konstruktionssystem, Bauweise, Fundierung

Stahlbetonskelettbau, überwiegend in Fertigteilbauweise.

2.1.2.    Konstruktive Besonderheiten des Tragsystems

Keine konstruktiven Besonderheiten.

2.1.3.    Geschoßhöhen, Raumhöhen, Installationsräume, Konstruktionsstärken

Geschoßhöhen in den Labortrakten 4,20 m, im Bürotrakt 3,15 m, Konstruktionsstärken nach stat. Erfordernis, generell keine abgehängten Decken (Nutzungsoffenheit insbesondere in den Labors!).

2.1.4.    Beschreibung des Konstruktionssystemes hinsichtlich dem Argument der kurzen Bauzeit

Überwiegender Einsatz von Stahlbetonfertigteilen bzw. vorgefertigten Elementen.

2.1.5.    Wand- und Dachkonstruktion der Versuchshalle unter Berücksichtigung des erforderlichen Schallschutzes

Anwendung mehrschaliger Wand und Deckenkonstruktionen.

2.2.    Gebäudetechnik

2.2.1.    Heizung, Lüftung, Klima

Die vertikale Führung der Zu- und Abluftkanäle sowie der notwendigen Medien erfolgt von oben jeweils in den beiden an der Kopfseite der beiden Labortrakte angeordneten Zu- und Abluftschächten.
Die horizontale Führung erfolgt dann von der Decke sichtbar abgehängt ringförmig in der Laborzone.

2.2.2.    Elektroanlage, EDV

Führung und Verteilung im Wesentlichen parallel zur Lüftung.

2.2.3.    Maschinentechnische Anlagen

Alle Aufzüge sind unmittelbar am zentralen Atrium angeordnet, zwei Personenaufzüge dienen der Erschließung des Bürotraktes, die beiden Labortrakte werden gemeinsam über einen Personenaufzug und einen Lastenaufzug erschlossen. Über die spiralförmige Rampenanlage im Atrium ist dieser Lastenaufzug jedoch auch für den Bürotrakt nutzbar.

Auf Grund der umlaufenden (Flucht-)balkone im Bereich der Labore ist eine fahrbare Fassadenreinigungseinrichtung nur im Bereich des Atriums und des Bürotraktes notwendig, wäre jedoch dank der einheitlichen Höhenentwicklung grundsätzlich überall möglich.

2.3.    Gebäudeausbau

2.3.1.    Fassadenkonstruktion

Im Bereich der Labore zweischalige Fassade bestehend aus Innenfassade Stahl / Glas mit öffenbaren Flügeln, integrierten, umlaufenden Fluchtbalkonen und äußerer, geschoßhoher Verglasung.

Beim Bürotrakt einschalige Fassade gleichsam als Variation zur Laborfassade.

Geschlossene Wandflächen (im Bereich der Installationsschächte usw.) mit vorgehängten Stahlbetonfertigteilen.

2.3.2.    Innengestaltung

Fußböden Industrieparkett Hartholz, Wände Sichtbeton bzw. Trockenbau, Decken Sichtbeton.

Grundkonzept der Transparenz im Gebäudeinneren: insbesondere im Bürotrakt und nach Möglichkeit auch in den Labortrakten größtmögliche Verwendung transparenter Trennwandsysteme zwischen Büro / Labor und Flur. Im Bereich der geschlossenen Wände der Kernzonen Arbeit mit Farbe.

Brandtechnische Systematik: Die drei Trakte sind jeweils als eigene Brandabschnitte ausgebildet. Die Flucht vertikal erfolgt über die vorgelagerten Fluchtbalkone und Außenstiegen im Bereich der Labors (zweischalige Fassade) bzw. über die beiden innenliegenden Fluchtstiegen.

2.4.    Ökologische Gesichtspunkte

Die Materialisierung folgt in logischer Konsequenz den angeführten Bedingungen und erfüllt durch die Verwendung nachhaltiger und dauerhafter Materialien sowohl die Forderung nach ökologischem Handeln wie der Reduktion der Unterhaltskosten. Es kommen im wesentlichen natürliche und wiederverwertbare Baustoffe zum Einsatz, welche den spezifischen Anforderungen der Nutzungsbereiche entsprechen und materialgerecht verwendet werden.

Energetische Optimierung der zweischaligen Fassade.